Auf der diesjährigen Fachmesse Automatica zeigt das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA zahlreiche Lösungen, die – auch dank Künstlicher Intelligenz (KI) – das Planen, Programmieren und Einlernen von Robotern massiv vereinfachen und beschleunigen.
Zu sehen vom 24. bis 27. Juni 2025 Messe München in Halle A4 am Stand 314.
Ob in der Produktionshalle, im Reinraum oder im Labor: Überall kommen inzwischen Roboter und andere Automatisierungskomponenten zum Einsatz und unterstützen vorwiegend bei repetitiven, körperlich anstrengenden oder
Das Fraunhofer IPA zeigt vom 24. bis 27. Juni 2025 auf der Automatica in München eine ganze Reihe von Lösungen, die auch unter Nutzung von KI-Technologien das Planen, Programmieren und Einlernen von Robotern massiv vereinfachen und beschleunigen, indem sie diese Vorgänge (teil-)automatisieren.
Ein Software-Framework für alle Maschinen und Anlagen
Um zu zeigen, wie diese softwaredefinierte Automatisierung funktioniert, haben Breunig und sein Team einen Demonstrator aufgebaut, der die Funktionsweise und Nutzung des Frameworks zeigt. Besucherinnen und Besucher können damit auf der Automatica am Bildschirm die einzelnen Module des Software-Frameworks kennenlernen und
Zusammen mit einer Kollegin und zwei Kollegen plant Breunig, sich mit dem Software-Framework selbständig zu machen. Ihr Start-up, die retavi GmbH, nimmt zum Jahresende offiziell den Betrieb auf.
Flexibel einsetzbare intelligente mobile Manipulatoren
Greifvorgänge können dabei zum Beispiel in einer Simulation und mit Deep Reinforcement Learning angelernt werden. Im Mittelpunkt steht dabei nicht nur die Steuerung von Roboterhänden, sondern insbesondere das intuitive Instruieren und Anlernen neuer Anwendungen für vollumfängliche flexible Robotersysteme – einschließlich mobiler Mehrzweckplattformen mit mehreren Armen und Greifern. Hierzu kommen moderne Verfahren wie Imitation Learning und sogenannte Foundation-Modelle zum Einsatz. Dabei werden natürliche Sprachinstruktionen, teleoperierte Ausführungen sowie menschlich demonstrierte Abläufe genutzt, um Roboterfähigkeiten effizient zu vermitteln.
Der Demonstrator am Messestand vermittelt einen praxisnahen Einblick in ausgewählte Aspekte der Technologie und zeigt exemplarisch, wie sich zentrale Ideen aus der aktuellen Forschung in die Anwendung übertragen lassen. Darüber hinaus bietet sich die Gelegenheit, mehr über die Herausforderungen aktueller Imitation-Learning-Verfahren und Foundation-Modelle zu erfahren sowie darüber, wie ein hybrider Ansatz bestehende Lücken gezielt schließen kann, indem er bewährte, parametrierbare Roboterfähigkeiten mit lernbasierten Methoden kombiniert.
Flexible Laborrobotik zur Handhabung und Dosierung von Flüssigkeiten
Auf der Automatica zeigt das Fraunhofer IPA den aktuellen Entwicklungsstand anhand eines Demonstrators, der Flüssigkeiten verschiedener Viskosität automatisiert dosieren und in definierte Zielbehälter aufteilen kann.
Sichere Mensch-Roboter-Kollaboration teilautomatisiert umsetzen
Moderne Automatisierungslösungen sollen aufgrund kleiner Losgrößen so flexibel wie möglich einsetzbar sein. Das bedeutet aber auch, dass die Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich angepasst werden müssen. Grundlage hierfür sind die Risikobeurteilung und CE-Kennzeichnung – zwei Prozesse, die aktuell noch sehr langwierig sind und viel Expertenwissen erfordern. Das Fraunhofer IPA hat deshalb Tools sowohl für die Planungs- als auch für die Nutzungsphase entwickelt, die die Sicherheitsauslegung vereinfachen und beschleunigen.
Das Messeexponat »CARA« ist ein Tool für die Planungsphase, das umfangreich bei der Sicherheitsauslegung unterstützt. Es hilft Fachleuten mit einer 3D-Simulation, alle nötigen Sicherheitsmaßnahmen bereits vor der Inbetriebnahme einer Anlage in sechs Schritten zu planen und umzusetzen. CARA berücksichtigt dabei Parameter wie potenzielle Gefährdungen, Sicherheitsabstände und die mögliche Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Kollisions- und Klemmgefahren werden automatisch identifiziert. Anschließend macht das Tool Vorschläge für Maßnahmen zur Risikominderung.
Ebenfalls in der Planungsphase helfen Kollisionsmodelle, die auf einem vom Fraunhofer IPA entwickelten, automatisierten Prüfstand ermittelt werden. Sie adressieren die Herausforderung, dass maximal zulässige Kräfte und Drücke bei eventuellen Kollisionen die Geschwindigkeiten und Taktzeiten des Roboters begrenzen und so die Performance der Anlage mindern können. Im Betrieb auftretende Kräfte lassen sich jedoch nur schwer mathematisch errechnen. Einmal erstellt, ermöglichen die Kollisionsmodelle, die Performance bereits in der Planungsphase präzise abzuschätzen. CARA kann auf diese Modelle zurückgreifen.
Intuitive Roboterprogrammierung mithilfe eines neuen User Interface
Nach wie vor ist die Roboterprogrammierung oft ein Nadelöhr, wenn es um eine effiziente Einrichtung oder Umrüstung einer Anwendung geht. Wie sich das hierfür nötige Fachwissen reduzieren lässt und Roboter auch bei hoher Variantenvielfalt zeiteffizient programmiert werden können, zeigt eine neue Bedienoberfläche am Beispiel einer simulierten Demontageanwendung auf dem Messestand. Die Bedienoberfläche ermöglicht es, einzelne Skills, also Roboterfähigkeiten, zu einer vollständigen Aufgabe zusammenzustellen. Hierfür kommen Skill-Bausteine aus der
Automatisierung in hochreiner Umgebung: 2ndSCIN® und Tested Device® 2ndSCIN® ist eine patentierte Schutzumhüllung, die Roboter und andere bewegliche Automatisierungskomponenten für die ultrareine Produktion einsatzbereit macht. Die Hülle besteht aus einem durchlässigen, beweglichen und mehrschichtigen Textil, das in seiner Funktionsweise der menschlichen Haut nachempfunden ist. Die Textilschicht ist mit Sensoren ausgestattet, die laufend Parameter wie Partikelkonzentration, chemische Kontamination, Druck oder Feuchtigkeit messen. KI-basierte Algorithmen werten diese Sensordaten aus und ermöglichen beispielsweise eine vorausschauende Wartung. Je nach Anwendung können zwei oder mehr Textilschichten übereinanderliegen, die mit
In den Zwischenräumen kann zum Beispiel Luft eingesaugt oder abgeführt werden. So können Partikel entfernt werden, die aus der Umgebung oder von der Automatisierungskomponente stammen. Die Zuführung von Spezialgasen in die Zwischenräume des Systems ermöglicht beispielsweise dessen Sterilisation. Die Hülle lässt sich in etwa einer Stunde wechseln und kann nach einer Dekontaminierung wiederverwendet werden. »2ndSCIN® ist extrem variabel im Aufbau, sodass wir individuelle Bedarfe umsetzen können. So adressieren wir viele Anforderungen an reinheitstaugliche Schutzhüllen für Reinraumkomponenten, die bisherige Produkte nicht erfüllen«, erklärt Udo Gommel, Geschäftsbereichsleiter Kontaminationskritische Produktion am Fraunhofer IPA. Er und sein Team stellen 2ndSCIN® auf der Automatica vor.
Bereits seit vielen Jahren bietet das Fraunhofer IPA auch Verfahren zu Partikelemission, Ausgasung, ESD und weiteren Anforderungen an. Für die untersuchten Produkte wird das Prüfzeichen Tested Device® vergeben, über das sich die Messegäste ebenfalls am Stand informieren können. Unternehmen erhalten mit dem produkt- und kundenspezifischen
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Mit dem neuen Software-Framework von »retavi« können Unternehmen ihre Maschinen, Anlagen und Abläufe hardwareunabhängig automatisieren.
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Auf dem automatischen Kollisionsprüfstand werden Cobots einmalig vermessen und so ein Kollisionsmodell erzeugt, das bei der Sicherheitsauslegung genutzt werden kann.
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2ndSCIN® ist eine Schutzumhüllung für Roboter und andere Automatisierungskomponenten, die in einem Reinraum zu Einsatz kommen sollen. Quelle: Fraunhofer IPA/Foto: Rainer Bez
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